Die Bauernküche von damals

Was esse ich heute zu Mittag? Schnitzel, Sushi, veganer Eintopf oder doch lieber einen Burger?

 

Viele von uns haben heute im Gegensatz zur damaligen Bauernküche die Qual der Wahl was sie denn essen sollen. Zudem können sie dies auch spontan innerhalb weniger Minuten entscheiden. Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Trotz der aktuellen Corona Krise und Hamsterkäufen sind die Supermarktregale gut gefüllt. Auch der Lieferservice bietet eine Fülle an Speisen zur Auswahl. Früher war dies nicht der Fall. Maria Hinteregger (geb. 1936) erinnert sich an das typische Essen der Bauersleut, wie früher beim Hinteregger und auch in vielen anderen Bauernküchen unserer wunderschönen Region Nockberge aufgekocht wurde. 

„Die Kost war einfach und darauf abgestimmt, was an Lebensmitteln vorhanden war bzw. was der Bauernhof hergab. Sie war manchesmal einseitig und wenig abwechslungsreich. Wir haben trotzdem gut gegessen und aus dem was wir hatten, auch Gutes gemacht.“
 

Zum Frühstück gabs meist Tolggn (Talggen)

 

Zuerst wurden Hafer und Sommerroggen gedünstet. Anschließend wurde das gedünstete Getreidegemisch mit der Restwärme des Ofens vom Brotbacken getrocknet und schließlich zu Mehl gemahlen.

Dieses Talggenmehl wurde anschließend wie heute der Sterz (Polenta) eingekocht und mit Butterschmalz, meist zum Frühstück oder auch Abendessen gegessen.

 

Der Talggen ist ein traditionelles Gericht der Nockregion / Oberkärnten. Es war über viele Jahrhunderte das typische Gericht der einfachen bäuerlichen Küche. Heute wird es nur mehr selten gegessen obwohl es eine vollwertige Mahlzeit darstellt und durch dessen Herstellungsprozess gut bekömmlich ist. Dessen historische Wurzeln gehen bis ins Frühmittelalter zurück. Der Name stammt vom Slawischen talkuna = Hafermehl.

 

Das Mittagessen bestand oft aus Speckknödel mit Suppe

 
Unter Suppe verstand man in der Bauernküche damals eher nur das Knödelwasser. Es war nicht vergleichbar mit heutiger Rindsuppe.
 
Die Knödel wurden im Gegensatz zu heute nicht mit Knödelbrot, sondern mit Mehl, Ei, Milch und glasigen Speckwürfeln zubereitet. Salz und Pfeffer wurde keiner hinzu gegeben, da dieses wertvolle Gut oft schlicht und einfach nicht vorhanden war.
 
Als Beilage gab es im Sommer Salat aus dem Garten und im Winter Kraut.
 
Ein klassischer und auch heute in unserer modernen Bauernküche nicht wegzudenkender Salat ist der Röhrlsalat.
Jeden Frühling freuen wir uns wenn es heißt „Gemma Röhrlsalat stechen“.
Grundlage hierfür sind die jungen Blätter des Löwenzahns. Dieser Salat ist nur auf den Frühling beschränkt. Sobald sich die Blütenknospen bilden, sind die Blätter zu bitter und der Salat somit ungenießbar. Bei uns werden die jungen Blätter mit gekochten Kartoffeln, Essig, Öl und Kernöl, am liebsten lauwarm gegessen. Der Röhrlsalat ist mit Sicherheit eines der absoluten Geheimtipps wenn es um Salate der Bauernküche geht. Zudem macht ihn die saisonale Beschränkung zu etwas ganz besonderem.
 
Vor allem bei uns auf dieser Höhe, ist es der erste Salat der Saison, welcher hier auch gewachsen ist.
 

Das Abendessen in der Bauernküche bestand oft aus etwas einfachem wie Farfelen

 
 
Milch- oder Wasserfarfelen sind einfache Teigwaren. Sie sind ähnlich aber kleiner als Spätzle. In ein Häufchen Mehl wird stets eine kleine Menge Wasser gegossen und mit einer Gabel oder etwas dünnem spitzen, wie einem Spieß, kleine „Farfelen“ geformt. Anschließend werden diese Mehl/Wasser Knödelchen in Milch oder Wasser gekocht. Die Milchfarfelen werden gemeinsam mit der gekochten Milch gegessen. Die Wasserfarfelen werden mit Speckwürfeln zubereitet. Damals gab es meistens Wasserfarfelen, da Milch viel zu wertvoll war um sie jeden Tag zu essen.
 
Auch dieses Gericht findet man nur mehr äußerst selten in den Bauernküchen unserer Region.
 
 

 Der Bauernhof wird zur Jausenstation

Bad Kleinkirchheim
 
Als die ersten Gäste beim Hinteregger wohnten, musste man Ihnen natürlich andere Kost auftischen als die der Bauersleut.

Anfang der 60er / 70er Jahre bekamen die Hausgäste beim Hinteregger täglich ein wechselndes Menü.

Maria kochte verschiedenste Braten (Rindsbraten, Schweinebraten, Kalbsbraten) oder auch Schnitzel. Als Suppe gab es damals wie heute Leberknödelsuppe oder Frittatensuppe. Und zum Dessert herzhafte Kuchen, Apfelstrudel, Nusskuchen, Sacher Torte oder Topfenstrudel. All das bekommen unsere Gäste bei uns natürlich auch heute noch. Damals wie heute kommt vieles aus der eigenen Landwirtschaft.
 

Erst gegen ende der 70er Jahre begann auch das A la Carte Geschäft beim Hinteregger.

Die vielen Wanderer und auch Skifahrer waren nach ihrer Tour hungrig und Maria stand tagein tagaus von Früh bis Spät in der Küche.
 
Kasnudel, Fleischnudel oder Kletzennudel gab es immer. Zudem gab es stets eine zünftige Brettljause oder verschiedene belegte Brote.
 
Es war nicht selten der Fall dass Maria nach einem arbeitsamen Tag erschöpft noch ein Glas Wein in der Gaststube trinken wollte und noch am Tisch vor lauter Erschöpfung eingeschlafen ist. 
 
 

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