Unsere Ur Ur Großmutter war bekannt dafür, Geschichten zu erzählen und hat ihren Enkeln von Weihnachten berichtet.
St. Oswald im November 1950
Bald legt der Winter seine weisse Pracht über unser Bergdorf St.Oswald in den wunderschönen Nockbergen, wo unser Bauernhof am Ende des Tals steht.
Wie so oft, saßen die Hinteregger Kinder in der Kuchl hinterm Herd, zu Füßen der Großmutter Elisabeth und sind in freudiger Erwartung auf die nahenden Weihnachten: „Großmuata, erzähl uns doch bitte wieder eine deiner Geschichten!“, baten die Kinder.
Während sich ihr Spinnrad drehte, begann sie zu erzählen:
„Am Nikolaustag zogen der Nikolaus, mitsamt der Krampusse durch St.Oswald und von Haus zu Haus. Wir hatten immer große Angst vor den Krampussen aber da wir auch immer brav waren, bekamen wir stets Geschenke, anstatt der drohenden Rutenschläge. Es gab leckere Kletzen (getrocknete Birnen), Nüsse, und selbst gebackene Germteig-Krampusse die wir besonders mochten.“
Sie verstummte, als sie an die Nikolausabende ihrer Kindheit dachte, und für einen Moment schien es, als erblickte man ihr kindliches Ich in ihrem würdevollen alten Gesicht. Die Großmutter strich sich eine weiße Haarsträhne aus dem Gesicht und betrachtete ihre Enkel zufrieden. Während ihr Spinnrad surrte, begann sie weiterzuerzählen:
Das Spinnrad surrte leise weiter.
„Jedes Jahr zu Weihnachten hatten wir immer etwas Besonderes zu essen. Es gab frische Räucherwurst mit Sauerkraut, was mir besonders gut schmeckte, und Kletzenbrot, das zu Weihnachten einfach dazugehört. Wir hatten auch selbstgemachte Haferkekse, die wir mit unserer eigenen Hofbutter buken und die am besten schmeckten. Am ersten Weihnachtstag gab es dann noch heiße Dampfnudeln. Obwohl wir nicht viele Auswahlmöglichkeiten hatten, kam alles von unserem eigenen Hof und schmeckte köstlich.“
„Leider konnten wir uns damals keine teure Weihnachtskrippe leisten, aber jedes Jahr holte der Vater mit meinen Brüdern einen Christbaum aus unserem Wald. Wir hatten jedoch keinen Weihnachtsschmuck. Am Weihnachtstag gingen wir nach der Kirche ins Gasthaus Schneeweiss und betrachteten dort ihren wunderschön geschmückten Christbaum. Am 24. Dezember wurde immer früh die Stallarbeit erledigt, und dann ging der Vater durch das Haus und den Hof, um unseren Besitz mit Weihrauch zu segnen. Es war auch verboten, nachts in den Stall zu gehen, weil man sagte, das Vieh rede um Mitternacht miteinander und wer sie dabei störe oder belausche, bringe schreckliches Unglück.“
„Wir warteten dann gespannt in der Küche auf die Weihnachtsgeschenke. Meistens waren es ein paar Socken und vielleicht ein neuer „Janker“, auf den wir das ganze Jahr gehofft hatten. Die Knechte und Mägde mussten bis Mariä Lichtmess warten, um ihre Jahreskleidung und ihre Auszahlung zu bekommen. Der schönste Teil des Heiligen Abends war immer der Spaziergang durch den Schnee zur Kirche, wo wir um Mitternacht die Weihnachtsmesse feierten. Es war eiskalt, und wir hatten immer „durchgefrorene“ Füße, wenn wir am Ende „Stille Nacht“ sangen. Besonders schön waren die klaren Sternennächte auf dem Rückweg, wenn wir uns vorstellten, über Bethlehem würde der Weihnachtsstern leuchten.“
Das Gesicht der Großmutter strahlte, als sie an ihre Kindheitsweihnachten dachte, die nun so unendlich weit zurücklagen. Das Spinnrad summte leise weiter, während die Kinder allmählich müde wurden.
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Über unsere Ur Ur Großmutter
Unsere Ururgroßmutter Elisabeth Hinteregger war die dritte Frau unseres Urururgroßvaters Ludwig. Seine beiden vorherigen Frauen starben sehr jung. In den 1950er Jahren erzählten die Kinder in der Schule von St. Oswald sich immer wieder Märchen und Geschichten. Die damalige Lehrerin, Frau Getrude Olschewski, hörte sich diese Märchen an und kam so auf die alte Großmutter Hinteregger. Sie schrieb einige der Märchen auf, die 1951 sogar landesweit im Kärntner Schulfunk ausgestrahlt wurden.
Auszüge aus der St. Oswalder Schulchronik:
„Jeden Sonntag konnte man sie in die Kirche eilen sehen. Sie trug noch mit Vorliebe Kleider nach altem bäuerlichen Schnitt und ihr Altfrauengesicht sah unter dem dunklen Tuch mit den Fransen besonders lieb und gütig aus. Von Gestalt war sie klein, schmächtig und man sah ihr nicht an, dass sie die Stammutter von 6 kräftigen Jungbauern ist. Am gleichen Tage, wo ihr Märchen vom Schulfunk gesendet wurde, fiel sie unglücklicherweise über die Stiege und seitdem konnte sie das Bett nicht mehr verlassen.“
„Heute, am 3. Jänner 1952 haben wir sie begraben“.
„Am 6. Jänner 1893 fand eine Christbaumfeier statt, wobei sämtliche Schulkinder mit Kleidern und Schulrequisiten beschenkt wurden, die Sachen wurden von mehreren Wohltätern in Klagenfurt gespendet.„
„Am 24. Dez. 1907 gab es eine große Christbaumfeier. 25 Schüler erkrankten an Masern, die Schule musste geschlossen werden.“
Entnommen aus der Dissertation von Mag. Silvia Gatterer 2009 -BERGBAUERNKINDER IM WANDEL DER ZEITEN – EIN STEILER WEG ZUR BILDUNG?
Die Familie Hinteregger wünscht euch allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest mit euren Liebsten.
Wir wünschen euch vor Allem eines, Zeit.
Ich wünsche dir Zeit
von Elli Michler
Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche dir Zeit, dich zu freun und zu lachen,
und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.
Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit – nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.
Ich wünsche dir Zeit – nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge dir übrig bleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun,
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.
Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.
Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben !